Zu viel des Guten?
Vermutlich gehört Amsterdam mit zu den interessantesten Städten in Europa, wenn nicht sogar weltweit. Auf engstem Raum treffen hier verschiedenste Welten und Kulturen, moderne und traditionelle Architektur sowie Liberalität und Strenge im Alltagsleben dermaßen aufeinander, dass das mir manchmal einfach zu viel des Guten ist. Oder doch eher des Bösen? Kein Wunder also, dass die vermeintlichen Gegensätze in jeglicher Hinsicht, eine ungeheure Strahlkraft besitzen und Besucher Amsterdam in Scharen fluten. Wobei … Massen trifft es eher – und das an tristen, nassen Novembertagen.
Auf einmal ist Ruhe
Es mutet grotesk an, wie lebendig und tot zugleich das Stadtzentrum innerhalb weniger Stunden sein kann. Tagsüber bis in die Abendstunden hinein ist an jeder Ecke das pure Leben anzutreffen. Nicht immer schön, aber das tragen Großstädte nun mal so mit sich. Wobei mich die unschöneren, raueren Ecken noch nie gestört haben, eher im Gegenteil, mich anziehen … Dass aber vor bzw. zur Geisterstunde etliche Bürgersteige hochgeklappt werden, ist für eine Stadt solchen Formats doch eher ungewöhnlich. Zumindest ist mir das in diesem Umfang nirgendwo bis dato so offensichtlich begegnet.
Wie liberal! Wie streng!
Die Erklärung, dass das so ist, ist recht simpel und nachvollziehbar. Amsterdam kämpft seit vielen Jahren mit zu vielen Touristen – vor allem auch mit jenen, die sich nur den (Sehn-)Süchten auf exzessiver Weise hingeben. Kommt nicht sonderlich gut an, schon gar nicht bei Bewohnern und Gewerbetreibenden, die sich mit etwaigen Klientel nicht massenhaft beschäftigen wollen und können und letztendlich dem Image nur Schaden. Das ist in Amsterdam nicht anders als andernorts, die daraus resultierenden Konsequenzen sind es aber und das spürt man deutlich: Alkoholverkaufsverbot nach 16 Uhr im Stadtzentrum von donnerstags bis sonntags sowie dem Verbot des Konsums von Alkohol und Drogen im öffentlichen Raum. Letzteres wiederum nicht mit absoluter Konsequenz, bezogen auf Joints, Spliffs und Co. Deren kontrollierte Abgabe in den Coffeeshops wird in den Niederlanden schon länger toleriert, ebenso deren Genuss Zug um Zug. Natürlich nicht überall –Schulen, Kirchen sowie öffentliche Einrichtungen sind absolute Tabu-Zonen. Ansonsten gehört der „Gras-Geruch“ irgendwie zum Alltagsbild. Wie liberal!
Gegenteilig stellt sich der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit dar. Weder auf einer Sitzbank in der prächtigen Herengracht, noch auf dem Weg zum Fußballspiel in der Metro sieht man Leute trinkend – und ich meine hier wahrlich nicht saufend, grölend! Spätshops bzw. Kiezläden sucht man hier vergebens. Verrückt, aber Ergebnis einer restriktiven Politik über Jahre hinweg. Wie streng!
Was bleibt? Vieles und Vielfältiges!
Vier Tage sind kaum ausreichend, um die ganze Fülle an Möglichkeiten ansatzweise auszuloten. Also kommen zunächst die Klassiker infrage, die man aus meiner Sicht einfach mal gemacht haben muss. In erster Linie sind das ein Besuch des Amsterdamer Stadtzentrums innerhalb des Grachtengürtels, dem Joordan-Viertel mit den wohl schönsten Gildenhäusern entlang der Herengracht sowie einer Grachtenfahrt durch die Kanäle. Alles machbar an einem Tag.
Bier und Fußball, nun also doch!
Für Bier- und Fußballliebhaber, wie mich, kann so richtig mal aufgetischt werden. Am historischen Standort der Heineken-Brauerei können verschiedene Touren besucht werden. Ich empfehle die VIP-Tour mit passender Verkostung, schließlich will man(n) nicht verdursten. Sportlich abrunden, lässt sich ein Wochenende in der Johan Cruijff Arena, der Heimspielstätte des ruhmreichen Amsterdamsche Football Club Ajax. Als regelmäßiger Stadiongänger wird man allerdings herbe enttäuscht, sofern es sich nicht um ein Spitzenspiel gegen Rotterdam bzw. Eindhoven oder in eines in einem der europäischen Wettbewerbe handelt. Die Stimmung ist äußerst mau, das Publikum wohl so arg verwöhnt, dass bereits weit vor Spielende etliche Stadionbesucher das weite Rund verlassen, obwohl die eigene Mannschaft gerade dabei ist, einen Heimsieg einzufahren. Für mich ein absolutes No-Go und unverständlich.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Van Gogh, Rembrandt, Vermeer und wie sie alle heißen, lassen sich im imposanten Rijksmuseum bestaunen, der großen Kunstschatzkammer der Niederlande. Als Kunstlaie, wie mich, verweile ich nur an wenigen Bildern und Kunstwerken länger, dazu gehören Rembrandts Nachtwache als auch Vermeers Straße von Delft. Van Gogh …. nun ja … ist so gar nicht meins. Das eher „Verwaschene“ in seinen Motiven spricht mich so gar nicht an und langweilt mich. Ich bin aber auch Kunstbanause!
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